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Mission: Gegenwelterfahrung in der Gruppe

Dabei belegen die Untersuchungen auch, dass sich Jugendliche insbesondere dann in Verbänden engagieren, wenn sie eine Chance sehen, »ihre Vorstellungen dort direkt umzusetzen, ernst genommen zu werden und interessante Leute kennen lernen zu können.« Will man die negativen Folgen der Individualisierung bekämpfen, müssen diese positiven Potenziale der Jugendverbandsarbeit gestärkt und Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden, eine andere Welt als den neoliberalen Kapitalismus zu erfahren; quasi eine Gegenwelt, in der Kinder und Jugendliche …

… Individualität frei entfalten können – und das in einem Umfeld, das geprägt ist von gegenseitigem Respekt;

…Gemeinsamkeit, Demokratie und Solidarität lernen;

…freiwillig und selbstorganisiert Beziehungen eingehen können, die ihren Bedürfnissen und Interessen gerecht werden;

…Freiräume für eine selbstbestimmte Freizeitgestaltung finden, in der »Kindheit« und »Jugend« wirklich gelebt werden können.

Weiterhin stellt sich die Frage nach einem passenden Ort bzw. Rahmen. Hier weist der Blick in die Vergangenheit die Richtung: Für den Kinder- und Jugendverband SJD – Die Falken sind gemeinsame Aktivitäten von Kinder- und Jugendgruppen die Basis. In der Verbandshistorie lässt sich dies bis zur Gründung der ersten Arbeiterjugendorganisationen zurückverfolgen. Ob bei den Lehrlings- und Gruppen junger Arbeiter und Arbeiterinnen während des Kaiserreichs oder bei den Kinderfreunden und der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) in der Weimarer Zeit: Die Gruppe war stets die wichtigste Form der Jugendarbeit. Kurt Löwenstein, der die sozialistische Kinder- und Jugendarbeit intensiv geprägt hat, betrachtete die Gruppenarbeit als Basis der sozialistischen Erziehung.

Sie war aber von Anfang an nicht nur Ort der geselligen Freizeitgestaltung, sondern auch Ort der Erziehung zur Demokratie. Für Gruppen sind Freundschaft, Engagement und Sinnhaftigkeit eng miteinander verbunden. Das Gemeinschaftsgefühl wird in Zeltlagern, bei Ausflügen oder durch regelmäßige Gruppentreffen hergestellt und gestärkt. Hier erleben Kinder und Jugendliche Freiraum ohne Zweckbindung, weil sie ihre gemeinsame Zeit selbstbestimmt gestalten. Dabei halten sie Meinungsverschiedenheiten aus, entwickeln gemeinsame Positionen und treffen Entscheidungen für die Gruppe. So wird Demokratie gelebt. Dieser Aspekt spielte bereits bei dem historischen Vorläufer der heutigen Zeltlager, der Kinderrepublik Seekamp im Jahr 1927, eine große Rolle. Die Kinderrepubliken waren – dies wird schon durch den Namen deutlich – der Erziehung zur Demokratie verpflichtet. Dabei war Demokratie

 mehr als eine Staatsform, in der Bürger durch Wahlen auf die Politik Einfluss nehmen können. Vielmehr wurde Demokratie von Anfang an als eine umfassende Lebensform verstanden, die im Freundeskreis, in der Familie, in der Schule, im Betrieb und natürlich auch im Verband tagtäglich zur Geltung kommen muss. Mitspracherecht, Eigenverantwortlichkeit und Partizipation von Kindern und Jugendlichen bei der Gestaltung von Zeltlagern und Gruppenangeboten versteht sich bei den Falken von selbst. Damit leistet die Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken ihren Beitrag zu Demokratie und Demokratisierung.

Vor diesem Hintergrund hat die SJD – Die Falken eine bundesweite Kampagne unter dem Slogan »Die Gruppe macht’s!« ins Leben gerufen. Damit sollte die positive Bedeutung von Gruppenarbeit für die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen gerade in der heutigen Zeit deutlich gemacht werden. Denn es gibt ein anthropologisches Bedürfnis nach Miteinander, das für die Entwicklung von Menschen unbedingt notwenig ist. Sie »sind von früh an aufeinander verwiesen, gewissermaßen schon in den ersten Sekunden des Lebens, in der – wie sich heute dank der Bindungsforschung zeigt – Kindheit ebenso wie in der Jugend (was gegenwärtig gerne vergessen wird).« Dieser Tatbestand wird bei den Forderungen nach Flexibilität, Mobilität oder unternehmerischen Handeln und der individualistischen Konkurrenz in der Schule unterschlagen.

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